die zahnmedizinische Versorgung in Deutschland ist Weltspitze. Grundlage hierfür sind die vielen selbstständigen Zahnarztpraxen, wie wir sie auch in den Dörfern und Städten Niedersachsens haben. Aber diese erstklassige Versorgung ist durch die gegenwärtige Gesundheitspolitik akut gefährdet. Uferlose Bürokratie, ein drohendes Praxissterben auf dem Land und die Budgetierung notwendiger Leistungen – dies alles gefährdet akut die zahnmedizinische Versorgung, wie unsere Patientinnen und Patienten sie kennen und zu Recht erwarten. Deshalb machen wir den Mund auf!
Durchschnittlich 51 Arbeitstage werden in der Praxis für Verwaltungstätigkeiten aufgewendet. Dokumentieren und validieren, prüfen und abhaken – unzählige Stunden werden vergeudet, bis die Prüf-Bürokratie zufrieden ist. Nutzen wir diese Zeit besser, in dem sie Ihnen – unseren Patientinnen und Patienten – zu Gute kommt. Denn wir wollen heilen statt heften. Weniger Bürokratie und mehr Vertrauen wagen – das fordern wir von der Politik.
Die selbständigen Praxen sind das Fundament der zahnmedizinischen Versorgung in Niedersachsen. Aber immer mehr junge Zahnärztinnen und Zahnärzte entscheiden sich wegen der schlechten Rahmenbedingungen für ein Angestelltenverhältnis. Jede zehnte Praxis in Niedersachsen könnte bis 2030 schließen und betroffen ist vor allem der ländliche Raum. Deshalb fordern wir bessere Rahmenbedingungen für selbständige Zahnarztpraxen.
35 Millionen Menschen in Deutschland sind von Parodontitis betroffen, einer stillen Volkskrankheit, die starke Wechselwirkungen mitKrankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat. Aber viele wissen es nicht, darum ist Vorsorge so wichtig. Denn Prävention wirkt. Sie hält die Menschen gesund, erhöht die Lebensqualität und verhindert Folgekosten. Hier darf nicht der Rotstift angesetzt werden.
Schon heute schließen viele Praxen, weil Zahnärzte und Zahnärztinnen in Rente gehen ohne einen Nachfolger/eine Nachfolgerin zu finden. Viele junge Zahnärztinnen und Zahnärzte scheuen mittlerweile aufgrund der widrigen Bedingungen den Weg in die Selbstständigkeit.
60 Prozent der Praxen in Niedersachsen sind Einzelpraxen
Sie sind Patient/Patientin?
Dann schreiben Sie uns gerne, warum Ihr Zahnarzt/ Ihre Zahnärztin auf gar keinen Fall schließen darf!
Sie sind Zahnärztin/Zahnarzt, ZFA/ZMV/DH etc.?
Dann schreiben Sie uns gerne, welche ständige Dokumentation, Vorgabe oder bürokratische Regelung am meisten nervt!
Die neusten Einsendungen werden an dieser Stelle veröffentlicht (max. 250 Zeichen; auf Wunsch gerne auch anonym).
"Zeitintensive Gesamtplanung: Ein Patient kann z.B. nur einen Zahnersatz für den Oberkiefer derzeit bezahlen, dennoch muss ich auch eine Planung für den Zahnersatz im Unterkiefer vorlegen."
Cornelia Bara-Wasylow, Zahnärztin, Einzelpraxis, Alter: 60 Jahre
"Durch die Schließung vieler Zahnarztpraxen in meinem Umkreis ist der Großteil meiner Familie zu der Zahnarztpraxis gewechselt, bei der zuvor nur zwei aus unserer Familie wahren. Die Praxis ist noch eine der wenigen in der Nähe und wenn diese zu macht, müssten wir uns nicht nur alle einer neuen Praxis suchen, sondern vermutlich auch sehr viel weiter fahren, um dort hinzukommen."
Anonym
Was oft übersehen wird, sind die enormen Kosten, die für eine Zahnarztpraxis gestemmt werden müssen. Wer eine Praxis gründet, musste im Jahr 2019 durchschnittlich 557.000 Euro investieren, eine Praxisübernahme kostete immerhin 410.000 Euro.
Die laufenden Kosten darf man nicht unterschätzen. Der größte Posten in einer durchschnittlichen Zahnarztpraxis sind die Personalkosten. Sie lagen 2021 bei 40,8 Prozent, also nahe der Hälfte der Gesamtkosten. Fast ein Viertel (24,8 Prozent) der Ausgaben einer Praxis gehen an Fremdlabore, knapp ein Zehntel (9,1 Prozent) wird für Material ausgegeben. Die Raumkosten, meistens die Miete, macht 5,9 Prozent aus, der Rest sind Zinsen, Abschreibungen und übrige Betriebsausgaben.
Die Patientinnen und Patienten in Niedersachsen erwarten zu Recht, dass die Behandlungsmethoden auf dem neuesten Stand sind, bestehende Ausstattungen müssen deshalb stetig erneuert werden. Ein Röntgengerät muss mittlerweile alle zehn Jahre neu angeschafft werden, Kosten: 50.000 Euro. Auch die Personalkosten sind in den vergangenen Jahren gestiegen, denn gute Fachkräfte kosten Geld und die Zahnmedizinischen Fachangestellten sind hervorragend ausgebildete Fachkräfte.
Der statistisch errechnete Verdienst von Zahnärzten ist überdurchschnittlich, das ist unbestreitbar. Das gilt für alle Medizinerinnen und Mediziner, denn die Ausbildung ist lang und intensiv, die Verantwortung für das Patientenwohl hoch. Aber man muss die Einnahmen den Ausgaben gegenüberstellen, um zu einer fairen Bewertung zu kommen. Es lohnt sich immer noch, den Zahnarztberuf zu ergreifen und es ist ein wichtiger Heilberuf. Aber für die Praxisgründung, gerade auf dem Land, müssen die Rahmenbedingungen dringend verbessert werden.
Parodontitis ist eine stille Volkskrankheit. Rund 35 Millionen Menschen in Deutschland leiden an dieser chronischen Entzündung im Mund. Sie führt zu Zahnfleischbluten und Mundgeruch und ist einer der häufigsten Gründe für Zahnverlust bei Erwachsenen. Doch nicht nur der Mundraum ist betroffen: Eine Parodontitis kann die Gesundheit des ganzen Körpers beeinträchtigen und hat zum Beispiel Auswirkungen auf Herz und Kreislauf, kann Schwangerschaften negativ beeinflussen und hat Wechselwirkungen mit Diabetes. Die gute Nachricht: Paradontitis kann behandelt werden und je früher sie entdeckt wird, desto besser. Aber durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz werden Leistungen wie die Behandlung von Parodontitis budgetiert, das heißt die Finanzmittel für die Behandlung werden begrenzt. Und die Folgen sind spürbar. Seit Inkrafttreten des Gesetzes sind die Neubehandlungen von Parodontitis drastisch zurückgegangen, obwohl die Zahl der Erkrankungen nicht gesunken ist.
Das Ergebnis: Mehr Menschen werden krank mit enormen Folgekosten für das Gesundheitssystem.
Der Zahnarztberuf ist ein Heilberuf und auch die Zahnmedizinischen Fachangestellten haben ihren Beruf ergriffen, um kranken Menschen zu helfen. Aber leider müssen wir in den Praxen immer mehr Zeit darauf verwenden, bürokratische Aufgaben zu erledigen. Alles muss bis ins Detail dokumentiert werden, jede Tätigkeit wird kontrolliert – jetzt wollen die Hygienebehörden auch noch den Anpressdruck messen, mit dem in der Praxis ein Instrument zur Desinfektion abgewischt wird. Das Maß ist voll, der Bürokratie-Stall muss endlich ausgemistet werden. Denn wir wollen heilen statt heften.